Vietnam ist ein Land voller Kontraste. Auf der einen Seite ist es sehr modern und fortschrittlich und auf der anderen Seite, absolut ursprünglich und verzaubert mit antiken Bauten. Obwohl Vietnam durch den langjährigen Krieg ganz schön zerbombt wurde, ist es gesegnet mit einer wunderschönen Natur aus Reisfeldern, Bergen und 3000 Kilometer Küstenlinie. Viele Städte sind französisch geprägt und die Landschaft in manchen Gebieten einfach nur zum niederknien schön!
In den ersten Wochen fiel es mir jedoch nicht so leicht, Vietnam zu mögen. Anfangs war ich etwas überfordert mit den ganzen Eindrücken, die auf mich einprasselten. Die extrem vielen Motorroller auf den Straßen in HCMC, der immense Müll im Süden und der damit verbundene Gestank in den Großstädten. Und auch die Menschen, die uns nach den Philippinen eher weniger herzlich vorkamen, haben mich etwas geschafft. Es wurde so oft, wie in keinem anderen Land, versucht uns übers Ohr zu hauen, was zeitweise einfach nur nervig war.
Auch wenn wir mit der Mentalität der Vietnamesen nicht zu hundertprozentig warm geworden sind, gab es natürlich auch positive Erlebnisse! Wenn du es nämlich einmal geschafft hast, die Sympathie eines Vietnamesen zu erlangen, dann gehörst du praktisch mit zur Familie. Die Vietnamesen sind ein geselliges Volk, für welches die Familie an erster Stelle steht und sie lieben guten Kaffee! Ich habe in keinem anderen Land in Asien so viele stylische Cafés auf einem Haufen gesehen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass Vietnam der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist. Insgesamt haben wir fast 5 Monate in Vietnam verbracht, ein Zeitraum den wir ohne Corona wohl niemals in dieser Länge eingeplant hätten. So hatten wir jedoch die Möglichkeit Land und Leute sehr ausgiebig kennenzulernen. Vietnam ist definitiv eine Reise wert und ich möchte die Zeit dort nicht misse!
Anreise
Vietnam Airlines und Lufthansa fliegen von Frankfurt aus direkt nach Hanoi in den Norden oder auch nach Ho Chi Minh City in den Süden. Der Flug dauert um die 11 Stunden, ist jedoch etwas teurer als ein Flug mit Transit. Mit Zwischenlandung hast du die Auswahl zwischen den Airlines Qatar (Transit in Doha), Air France (Transit in Paris), Emirates (Transit in Dubai), Turkish Airlines (Transit in Istanbul) oder Aeroflot (Transit in Moskau).
Visa
Deutsche Staatsangehörige dürfen für 15 Tage visumfrei im Land bleiben. Falls du länger in Vietnam bleiben möchtest, musst du online ein paar Wochen vor Reiseantritt ein E-Visa beantragen, welches circa 23 EUR für 30 Tage kostet. Hier ist der offizielle Link zur Visabeantragung: Klick
Währung & Geld
Die vietnamesischen Dong, abgekürzt „VND“ schwanken täglich, wie andere Währungen auch. Momentan bekommst du für 1 EUR circa 25.000 VND. Mit 25.000 VND kannst du dir in Vietnam bereits ein Hauptgericht in einer Garküche bestellen oder eine Kokosnuss kaufen. Bier ist spottbillig, das preiswerteste Bier „Laru“, kostet um die 35 Cent. Ein gepflegtes Doppelzimmer kostet dich rund 15 EUR pro Nacht. Vietnam ist außerdem ein echtes Shopping-Paradies. Du bekommst dort super günstige Kleidung und Schuhe. Falls du also gerne einkaufst, lass unbedingt noch etwas Platz im Rucksack!
Reisezeit
Die optimale Reisezeit ist schwer zu benennen, da im Norden und im Süden von Vietnam zwei verschiedene Klimazonen herrschen. Im tropischen Süden ist es das ganze Jahr über heiß bis schwül-warm. Wer die Hitze nicht so mag, sollte von November bis Januar in den Süden reisen, da es dann noch etwas angenehmer ist von den Temperaturen. Zwischen Mai und Oktober ist die offizielle Regenzeit im Süden und es kann kurzzeitig zu starkem Monsunregen kommen. Im Norden hingegen ist von November bis April etwas kühleres und unbeständigeres Wetter und ab Mai bis in den Oktober hinein wird es auch im Norden richtig heiß. Falls du Sapa mit in deine Reiseroute einplanst, empfehle ich dir im April nach Vietnam zu reisen.
Religion
Etwa 80 % der Bevölkerung in Vietnam sind Atheisten und gehören keiner Glaubensrichtung an. Etwa 10 % gehören dem buddhistischen Glauben an und die anderen 10 % teilen sich auf in Katholizismus, Cao Dai, Hoa Hao, Protestantismus und Islam. Der Buddhismus zeigt sich durch viele Buddhastatuen und einige Tempelanlagen, die dir immer wieder ins Auge stechen, wenn du durchs Land fährst.
Die niedrige Anzahl an Buddhisten kommt daher zu Stande, da die meisten Vietnamesen keinen reinen Buddhismus praktizieren, sonder einen Mix aus Buddhismus, Taoismus und Konfuzionismus. Des Weiteren hat die Ahnenkultur einen großen Stellenwert im Leben der Vietnamesen. Dies zeigt sich zum Bespiel an kleinen Hausaltaren in den Wohnhäusern, die meist mit Fotos der verstorbenen Ahnen geschmückt sind. Zu bestimmten Feiertagen werden die Altäre außerdem mit Räucherstäbchen, Geldscheinen oder Essen bestückt.
Essen
Die vietnamesische Küche gehört zu einer der beliebtesten Küchen der Welt. Ich war wirklich positiv überrascht von der Vielfalt der Gerichte! Viele traditionelle Gerichte gibt es sogar in einer vegetarischen Ausführung, wie zum Beispiel; Banh Xeo (Herzhafter Reismehlpfannkuchen), Pho (Nudelsuppe mit Gemüse und frischen Kräutern), Cao Lau (Nudelsuppe mit speziellen, dicken Nudeln), Nem Cuon Tom (Sommerrollen gefüllt mit knackigem Gemüse + Tofu), Nem Ran (gebratene Frühligsrollen), Bun Chay (Reisnudelsalat) und Banh Mi (Baguette mit unterschiedlicher Füllung).
Des Weiteren gibt es in vielen Orten komplett vegetarische Restaurants, die du immer unter dem Begriff „Chay“ fndest, was auf vietnamesisch vegetarisch heißt. Standardmässig gibt es auch in fast jeden Restaurant Reis oder gebratene Nudeln mit Gemüse. Somit findest du als Vegetarier wirklich immer eine Alternative.
Fortbewegung
Vietnam ist mit seinen 331.212 km² Fläche fast so groß wie Deutschland, jedoch ziemlich langgezogen. Selbst für kürzere Strecken solltest du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln immer mehr Zeit als üblich einplanen. Flughäfen gibt es in vielen Städten des Landes. Die Ticketpreise sind sehr erschwinglich. Wir sind in Vietnam in den 5 Monaten überhaupt nicht geflogen und haben alle Strecken mit Bus und Bahn zurückgelegt, der Umwelt zu liebe. Die Busse unterschieden sich in ihrem Komfort kaum, alle waren relativ alt und abgeranzt. Dafür fühlten wir uns immer sicher und die Busfahrer fuhren meist eher zu langsam als zu schnell. Für ein Ticket zahlst du meist zwischen 5 – 10 EUR, je nach Entfernung. Wir haben auch oft die Schlafbusse genutzt, mit welchen du dir natürlich noch eine Nacht im Hotel sparst. Die Schlafqualität in den Bussen ist jedoch nicht die Beste. Vor Ort haben wir uns meisten einen Roller ausgeliehen, für umgerechnet circa 2 – 4 EUR pro Tag (Tagesrate sinkt, je länger du den Roller mietest).
Strände
Die Strände in Vietnam sind kein so wirkliches Highlight. Das Meer ist meist sehr aufgewühlt und es ist teilweise viel Müll am Strand zu finden. Den schönste Strand von der Wasserqualität her, fanden wir auf Cham Island in der Nähe von Hoi An. Ansonsten hat uns der Strand in Hoi An am besten gefallen, da er zu unserer Reisezeit meist nicht sehr überfüllt war. Der hässlichste Strand den ich in Vietnam gesehen habe, war mit Abstand der in Mui Ne. Auf der kleinen Insel Puh Quoc soll es jedoch auch noch sehr schöne Strände geben, welche wir jedoch nicht live gesehen haben.
Sehenswürdigkeiten
Vietnam offenbart einige berühmte Sightseeing Spots! Nicht ohne Grund lockt das Land jedes Jahr rund 10 Millionen Touristen ins Land, Tendenz steigend. Die beliebteste Sehenswürdigkeit befindet sich im Norden des Landes. Die Halong Bucht, welche aus smaragdgrünem Wasser und begrünten Kalksteinfelsen besteht, scheint wie von einer anderen Welt zu sein. Auf einem Gebiet von circa 1500 km² verteilen sich um die 1969 kleine Inselchen und Felsen, welche so majestätisch aus dem Wasser ragen, da könnte man fast meinen, sie wären da von irgendeiner höheren Macht perfekt hinplatziert worden.
Ein weiteres Highlight liegt etwa 200 km von der Halong Bucht entfernt. Die trockene Halong Bucht in Tam Coc kann meiner Meinung nach locker mit der Halong Bucht mithalten! Die Landschaft in Tam Coc hat mich fast noch mehr umgehauen als die in der Halong Bucht. Auch dort findest du wunderschöne begrünte Felsen, welche du von einem Boot aus oder bei Wanderungen bewundern kannst.
Falls du auf viel Kultur und Historie stehst, bist du in Hue gut aufgehoben. Dort hast du die Möglichkeit den ehemaligen Königspalast zu besichtigen und ein paar imposante Gräber verstorbener Kaiser zu erkunden.
Hoi an in der Mitte des Landes, ist für mich mit Abstand die schönste Stadt des Landes. Dort kannst du dir die Zeit mit Spaziergängen durch die wunderschöne Altstadt vertreiben, welche aus vielen bunten Kolonialhäusern und hunderten von Lampions besteht. Außerdem bietet Hoi An noch zwei Strände und viele Reisfelder, durch die du mit dem Fahrrad radeln kannst. Des Weiteren befinden sich in Hoi An die hübschesten Cafés und leckersten vegetarischen Restaurants überhaupt 🙂
Nha Trang und Da Nang sind typische Strandorte an denen die Einheimischen und auch Touristen aus China, Russland und auch Korea ihren Urlaub verbringen. Die beiden Städte sind leider mit Hochhäusern zugebaut und meiner Meinung nach keine Orte zum lange Verweilen. Falls du jedoch auf Party und Großstadtflair stehst, bist du dort genau richtig!
In Mui Ne im Süden des Landes findest du eine Dünenlandschaft, die an eine Wüste erinnert. Dort hast du die Möglichkeit mit einem Board die Dünnen runterzudüsen oder mit einem Jeep durch die Sandberge zu fahren. Des Weiteren findest du in Mui Ne noch den sogenannten Fairy Stream. Ein orangefarbener Bachlauf der sich durch rote und weiße Felsformationen zieht. Wirklich zauberhaft!
Die riesigen Metropolen Hanoi und Ho Chi Minh City solltest du dir auch zumindest mal für 1-2 Tage anschauen. Dort erlebst du meiner Meinung nach das echte, unverschönte Vietnam, welches intensiv, jedoch auch unheimlich spannend ist!
Sapa und Dalat sind deine Orte wenn du auf Natur und Wandern stehst. Auch wenn sie überhaupt nicht zu vergleichen sind, haben sie doch eins gemeinsam. Sie sind beide super entspannt und sollten auf einer Rundreise durch Vietnam nicht fehlen! Dalat überzeugt mit seinem französischen Flair und dem schönen Umland aus Bergen, Seen und einer charmanten Innenstadt.
Sapa war mein heimlicher Favorit in Vietnam. Es liegt nur ein paar Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt und ist so ganz anders als der Rest des Landes. Von vielen Vietnamesen wird Sapa als der schönste Ort des Landes angepriesen, was ich absolut bestätigen kann! Diese Landschaft aus Reisterrassen und Bergen habe ich zuvor noch nie gesehen und an manchen Aussichtspunkten fragte ich ich mich wirklich, wie viel schöner es noch werden kann. Ich war schon an vielen tollen Orten auf dieser Erde, aber Sapa werde ich wirklich niemals vergessen!
Sicherheit
Bis auf eine unschöne Taxifahrt direkt zu Anfang unserer Reise haben wir uns in den 5 Monaten nie unsicher in Vietnam gefühlt. Die Kriminalitätsrate ist sehr gering im Land. Viele Einheimischen lassen ihre Haustüren 24/7 geöffnet, selbst wenn sie außer Haus gehen. Auf dem Markt werden die Waren abends teilweise nur abgedeckt, anstatt sie zu verschließen. Die Vertrauensbasis untereinander ist ziemlich hoch und es gibt auch nur wenige Diebstahldelikte in Vietnam. Vietnam würde ich auch jederzeit alleinreisenden Frauen empfehlen!
Unsere Reiseroute
Ho-Chi_Minh City (3 Nächte), Mui Ne (3 Nächte), Dalat (3 Nächte), Nha Trang (2 Nächte), Hoi An (2 Monate), Hue (5 Nächte), Tam Coc (6 Nächte), Cat Ba (5 Nächte), Hanoi (5 Nächte), Sapa (8 Nächte), Hanoi (6 Nächte), Hoi An (1 Monat).
Aufgrund der Corona Epidemie haben wir zwangsläufig mehr Zeit als geplant in Hoi An verbracht, was aber vollkommen okay war, da Hoi An unser absoluter Lieblingsort in Vietnam geworden ist. Da wir so viel Zeit zur Verfügung hatten, sind wir auch länger als nötig in Hue, Tam Coc, Cat Ba, Sapa und Hanoi geblieben.
Deshalb hier nochmal meine perfekte Routenempfehlung für eine einmonatige Backpacking Tour durch Vietnam:
Ho-Chi-Minh-City (2 Nächte), Mui Ne (2 Nächte), Dalat (3 Nächte), Nha Trang (1 Nacht), Hoi An (5 Nächte), Hue (3 Nächte), Tam Coc (4 Nächte), Cat Ba (3 Nächte), Sapa (4 Nächte), Hanoi (2 Nächte).
Sehr gelungener Post! Es ging mir ähnlich wie dir, um mit Vietnam warm zu werden.